Wie läuft ein Stipendiums-Auswahlgespräch?

von | 16. Feb. 2022 | Stipendium

VALENTIN VON „SENKRECHTSTARTER“ HAT SICH 2020 FÜR EIN STIPENDIUM BEWORBEN. ER ERZÄHLT, WIE SEIN AUSWAHLGESPRÄCH LIEF, UND WARUM ES WICHTIG IST, AUCH IN HERAUSFORDERNDEN SITUATIONEN AUTHENTISCH ZU BLEIBEN.

Adrenalin im Hemd

Normalerweise trage ich keine Hemden in Zoom-Meetings. An diesem Vormittag war es anders – meine schriftliche Bewerbung für die journalistische Nachwuchsförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung, in die ich viel Arbeit gesteckt hatte, war akzeptiert worden. Zwischen mir und einem möglichen Stipendium lag jetzt nur noch diese eine Stunde Online-Gespräch. Da war es klar und normal, dass ich ziemlich aufgeregt war. Ich hatte mir vorgenommen, einfach als der Mensch aufzutreten, der ich bin. Rückblickend würde ich sagen, dass das eine gute Strategie war.

Eine sehr intensive Stunde

Ich wurde mit jeder Minute angespannter, weil ich mir ja keinen Fehltritt erlauben wollte. Als ich mich in das Meeting einloggte, stand mir das Adrenalin bis zum Hals. Doch erstmal wurde ich in einem virtuellen von einer Stiftungsmitarbeiterin in einem virtuellen Warteraum mit Smalltalk und guten Wünschen begrüßt. So fühlte ich mich trotz meiner Anspannung gleichzeitig wohl in der Situation. Ein etwas seltsames, aber ermutigendes Gefühl.

Als ich zur Auswahlkommission vorgelassen wurde, blieb nicht viel Zeit für Smalltalk: „Sie wollen Geschichte studieren. Welches Themengebiet fasziniert Sie denn besonders?“ Ich durfte mein Thema also selbst setzen und entschied mich für mein mündliches Abiturthema, (den Beginn des ersten Weltkriegs). Darüber sprach ich über 15 Minuten und beantwortete einige Rückfragen. Ein dankbarer Einstieg, so weit so gut. 

Im zweiten Teil des Gesprächs wurde es tatsächlich etwas ungemütlicher. Nicht übermäßig, aber wie es eben in Prüfungssituationen auftreten kann. Vergleichbar mit dem mündlichen Abitur, würde ich sagen. Auf die Frage, warum ich mich bei der Konrad-Adenauer-Stiftung bewarb, antwortete ich, dass mich der Antrittsbesuch des Bundespräsidenten Steinmeier in Stuttgart 2017 sehr geprägt und motiviert habe, mich aktiv für unsere Demokratie einzusetzen. Aber für “Demokratie” würden ja auch andere Stiftungen stehen – warum also keine andere Stiftung? Diese Frage wurde mir drei Mal gestellt. Mit jedem Mal beschlich mich ein wenig mehr das Gefühl, meine Antworten seien nicht ausreichend, irgendwie falsch. Es war nicht ganz einfach, dem zu widerstehen. Doch ich fing nicht an, mir irgendetwas zurecht zu spinnen, von dem ich das Gefühl gehabt hätte, die Prüfenden hätten es vielleicht lieber gehört. 

Zum Schluss wurde ich gefragt, ob ich denn wisse, wer meine künftige Universität, die Humboldt-Universität, gegründet habe. Dass es einer der beiden Humboldts war, wusste ich. Nur nicht, welcher. Ich begann also, zu erörtern, was für den einen und was für den anderen sprechen könnte. Mein Unwissen fühlte sich in der Situation selbst nicht gut an – trotzdem glaube ich, dass meine Antwort die beste war, die ich in dieser Situation hätte geben können.

Es geht um Dich als Menschen

Denn ich glaube, dass es vor allem wichtig ist, einen Eindruck als Charakter zu hinterlassen. Faktenwissen spielt da eher eine untergeordnete Rolle. Deshalb glaube ich rückblickend, dass es gut war, mich im Gespräch so wenig wie möglich zu verstellen. So konnte ich mit den teilweise mehreren Nachfragen umgehen und trotz meiner Wissenslücke bei den Uni-Gründern wenigstens den Eindruck hinterlassen, dass ich an zielgerichtetem Nachdenken und begründetem Argumentieren interessiert bin. Mein Tipp daher: Gehe vor dem Gespräch nochmal in Dich und fragt euch, was euch ausmacht und was euch zu eurer Bewerbung motiviert hat. Dann hinterlässt Du im Idealfall bei der Auswahlkommission den Eindruck, dass sie es mit einem förderwürdigen Menschen zu tun haben.

Allgemeine Tipps zum Auswahlgespräch gibt’s hier auf Instagram.

Das könnte Dir auch gefallen…

Keine Ergebnisse gefunden

Die angefragte Seite konnte nicht gefunden werden. Verfeinern Sie Ihre Suche oder verwenden Sie die Navigation oben, um den Beitrag zu finden.